gespräche über political art-punk mit julia und simon indelicate.

artist: the indelicates
date: 24/04/08
location: blue shell/cologne
cxxrz this event on flickr and last.fm.


meet the indelicates

'this scene is the scene to be seen in - not that the scene is what we'd be seen with..'



soviel also zu einer der wohl markantesten zeilen ihres grandiosen debuet-albums 'american demo'. doch nicht nur die haltung der szenekids ihrer heimatstadt brighton ödet julia indelicate an, nein, sondern auch der ganze, allerhöchstens durchschnittliche gitarrenzirkus englands. danke, endlich spricht es mal jemand aus.



aber in welche schublade steckt man denn nun - in der tradition aller schlechten musikjournalisten - die indelicates? einmal nme spielen, das genre 'post-nerdism' erfinden und in jedem bericht ihren slogan 'too schooled for cool' zitieren?



nein, es geht nicht nur platt um's tanzen, diese band hat meinungen und die texte sind ein einziges popkulturelles namedropping. joy division sind da ['we hate the kids'] , während die indelicates darauf warten, dass pete doherty endlich das zeitliche segnet ['waiting for pete doherty to die'] - was ihnen durchaus feindliche post beschert.
mit jedem hören von 'american demo' offenbaren sich neue referenzen. und diese zitatwut lässt das werk dieser band zu einem kulturellen dialog werden. musik als hypertext.

so wirkt 'sixteen' zunächst wie eine trotzige antwort auf 'once & never again' von den long blondes: gebt uns milchshakes, bis wir kotzen - 'oh, it'll be so funny'. doch eigentlich ist dieser song vor allem ein schlag in die magengrube sämtlicher twee-bands und knuddeligen girlgroups wie den pipettes [julia indelicates ehemaliger band]. diese schnuckel-band hat übrigens auch einen indirekten auftritt an diesem abend im blue shell: dem handclap-pop von 'our daughters will never be free' mit dem bitterbösen text ['rape us and beat us 'til we're black and blue // we made it ok on the day we said nothing'] fügt julia hysterisch das pipettes-zitat 'tie me, tie me, tie me to the kitchen sink' hinzu.
riot grrrl feminism 2008.

doch nicht nur langweiliger gitarrendurchschnitt und belangloser zuckerpop sollten sich schnell unter dem bett verstecken, wirklich jeder bekommt etwas ab vom empörten rundumschlag zur errettung der popmusik: alternative weltverbesserer und protest-singers genießen genausowenig imunität ['heroin'] wie die 'zielscheiben' des tracks 'new art for the people':



'last significant statement to made in rock 'n' roll' spricht wie eben schon julia mit ihrem kommentar zum sxsw das aus, was ich bei jeder beschissenen neuen brit-rock-veröffentlichung denke: gitarren sind am ende. 'rebellion shores up the market // rebellion keeps the nation healthy' - in einer band zu spielen hat besonders in brighton nichts mehr mit abgrenzung tun.



aber mal ganz im ernst - ist 'the last significant statement' nicht doch auch einfach nur another r'n'r-song? natürlich!

der ironischen distanzierung und den stichen gegen szenekids zum trotz - es ist dennoch as P.O.P. as pop can be. und zwar im positiven sinne: die indelicates sind die cleverste band der welt. denn auch politik muss pop sein, wenn sie heute wahrgenommen werden will.

das last significant statement to be made in this interview überlasse ich trotz dieses eigentlich doch schon perfekten schlusssatzes julia und simon indelicate:




weiterlesen und konzertmitschnitt hören:
we are the indelicates - you are fantastic


check:

simon indelicate's blog

julia indelicate's photoblog


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